Glaubenssätze, die mich geprägt haben
„Was sollen denn die Leute denken?“ – Der Satz, der Generationen formte
Der Satz „Was sollen denn die Leute denken?“ war einer der prägendsten Glaubenssätze, die mich geprägt haben und den viele Menschen aus ihrem Leben kennen. Du auch?
Gerade wir Frauen tragen ihn oft tief in uns. In diesem Beitrag zur Blogparade von Eva Helms erzähle ich, wie dieser Satz mich und meine Familie im Leben geprägt hat, warum er so mächtig ist und wie ich mich davon befreit habe.

Der unsichtbare Filter: Was sollen die Leute denken?
In meiner Arbeit als Coach für Beziehungen im Alltag und Beruf begegnet mir dieser Satz immer wieder. Viele meiner Klientinnen berichten, dass er sie blockiert, klein macht und ihnen die Worte nimmt. Kein Wunder, denn schließlich gehört „Was sollen die Leute denken?“ zu den sogenannten Glaubenssätzen, über die ich in diesem Artikel hier verlinkt mehr erzähle.
Familiäres Erbe – von Oma zu Mama zu mir
Ich hörte diesen Satz als Kind oft von meiner Mutter und meinen beiden Omas. sie alle hatten ihn wiederum von ihren Eltern übernommen. Ein transgenerationaler Glaubenssatz, weitergegeben von Generation zu Generation und das vor allem an Frauen. Die Folge: Man lernt, sich zurückzunehmen. Man zeigt sich nicht. Und man bleibt klein.
Sichtbarkeit statt Anpassung
Bei mir äußerte sich das in einer tief sitzenden Angst vor Sichtbarkeit. Vor allem davor, klar auszusprechen, was ich denke. Lange glaubte ich, dass ich kontrollieren muss, was andere über mich denken. Doch irgendwann wurde mir klar: Ich kann das Denken anderer Menschen nicht kontrollieren.
Mein heutiger Lieblingsspruch?
„Würde Jesus heute über das Wasser laufen, gäbe es jemanden, der sagt: Junge, schwimmen ist viel besser!“
Warum dieser Satz mal überlebenswichtig war
Als ich „Die Kriegsenkel“ von Sabine Bode las, wurde mir klar, warum dieser Satz so stark wirkt. In der Nazizeit sicherte er möglicherweise das Überleben: Wer sich auffällig verhielt, lebte gefährlich. Später, in der Nachkriegszeit, blieb das Schweigen, weil dies zu einer Gewohnheit geworden war und sie immer noch vermeintlich schützte.
Noch weiter zurückgedacht, war der Gruppenzwang in der Steinzeit ein echter Überlebensfaktor. Wer aus der Reihe tanzte, riskierte den Ausschluss aus der Gemeinschaft, was mit Lebensgefahr verbunden war und den sicheren Tod bedeutet hat. Also passten wir uns an und dieses Verhalten wurde in den Generationen weitergegeben.
Frauen im Patriarchat – leise, angepasst, brav
Im Patriarchat wurden Frauen die letzten Jahrhunderte dazu erzogen, sich zurückzuhalten und brav zu sein. Sie sollten sich anpassen und angepasst bleiben. Kein Wunder also, dass so viele von uns gelernt haben, sich an der Meinung anderer zu orientieren und das immer wieder unbewusst. Doch: Wir können nie wissen, was jemand anderes wirklich denkt. Alles, was wir tun, ist spekulieren.
Das löst bei einigen, vor allem unsicheren Menschen, oft ein Gedankenkarussell aus.
Mein Weg zur inneren Freiheit
Als ich damals schwanger mit unserem zweiten Kind war, wollten wir am Feiertag das neue Kinderzimmer renovieren. Meine Mutter war entsetzt: „Was sollen denn die Leute sagen?“
Meine Antwort heute: „Vermutlich renovieren sie selbst oder sie sagen gar nichts.“
Dieser Satz hat mich so oft klein gemacht. Und auch meine Mutter und Oma, ohne dass ihnen das bewusst war. Sie gaben ihn weiter in der Hoffnung, mich zu schützen, so wie sie sich selbst geschützt und gewohnt fühlten.
Doch irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Dieser Satz hat seine Zeit überdauert, aber seine Funktion verloren. Ich muss mich nicht mehr klein machen. Ich darf sichtbar sein. Heute fühle ich mich frei.
- Frei, zu sagen, was ich denke.
- Frei, mein Leben zu gestalten, auch wenn andere darüber reden.
Und wenn du mich heute fragst: Ich gehe übers Wasser, auch wenn jemand meint, schwimmen sei besser. Das darf diese Person gerne für sich anders entscheiden und ausprobieren.
Lass sie reden und lebe DEIN Leben
Kennst du diesen Satz auch aus deiner Kindheit?
Wo schränkt er dich noch heute ein?
Hinterlasse mir gern einen Kommentar und teile deine Gedanken dazu.
Wenn du diesen Satz für dich auflösen möchtest, weil er dich im Alltag blockiert, schreib mir eine Nachricht. Gemeinsam finden wir deinen Weg in die innere Freiheit.
In den Worten der Band Die Ärzte:
Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin.
Scheiß drauf, was sie sagen – und lebe DEIN Leben.
Zeit ist wertvoll. Und du auch.
Du hast es verdient, so zu leben, wie du wirklich bist.
2 Antworten
Liebe Alexandra,
ich komme aus einem kleinen 600-Seelen-Dorf. Bei uns war es auch immer Thema, was die Leute denken und sagen. Und wenn es nichts zu tratschen gab, wurde so lange gesucht, bis … Irgendwie erinnert mich das an Watzlawiks Hammer-Geschichte in der Anleitung zum Unglücklichsein.
Die Leute reden lassen, kann durchaus glücklich machen.
Apropos glücklich: Bin ich, weil du an meiner Blogparade teilgenommen hast – mit so einem schönen Beitrag. Danke.
Eva
Die Geschichte von dem Hammer von Paul Watzlawick kenne ich.
Ja, auch ich komme aus einem Dorf und dort ist oft das Leben der anderen interessanter als das eigene. Anders erklärt es sich mir nicht, wieso so viel getratscht wird 😉
Manchmal wissen die Leute mehr über einen, als man selbst. Seltsam…
Danke dir für die Möglichkeit bei deiner Blogparade mitmachen zu können.