Die ehrliche Antwort auf die Frage "Wie geht es dir?"
- Ein Blick hinter die Fassade
Kennst du die Frage: „Hey! Wie geht es dir?“ Eine Frage, die wir oft stellen, doch wollen wir eine ehrliche Antwort geben? Oder will unser Gegenüber auch eine ehrliche Antwort von uns bekommen?
Meistens sagen wir im Reflex: „Gut, danke. Und dir?“ Im Sauerland geht es ja sogar noch kürzer: „Jau, muss, woll?!“
Doch wie sieht es wirklich in uns aus?
Warum wir oft nicht ehrlich antworten
Im Kopf haben wir in dem Moment die Sorgen und unbequemen Gedanken zur Seite geschoben, um sie nicht zu erzählen.
Wieso eigentlich? Weil „man“ es nicht macht? Wer ist eigentlich dieser „man“? Oder machen wir es nicht, um die anderen nicht mit den eigenen Sorgen zu belasten? Eine Möglichkeit ist auch oft, weil wir uns unserer Probleme schämen. Das verstehe ich sogar, weil es mir genauso geht.
Früher war es beispielsweise Stress morgens bevor die Kinder das Haus verlassen, weil ich selbst los musste. Ich habe mich oft selbst unter Druck gesetzt alles noch schnell zu erledigen. Ich habe noch schnell den Tisch abgewischt, obwohl das ehrlicherweise auch später gemacht werden konnte. Danach noch schnell die Spülmaschine angemacht und dann schnell in Schuhe und Jacke gesprungen. Was hat dann mein Sohn gemacht als er noch kleine war? Er hat in aller Ruhe seine Schuhe angezogen. In meiner hektischen Sicht war das Schneckentempo!!!. Das hat mich rasend gemach, ich bin laut geworden und schon ging es los mit dem Streit und den Tränen.
Heute sind meine Kinder im Teenageralter, was die Diskussionen anders macht, jedoch nicht weniger schmerzhaft. Hier fallen auch Worte und Meinungen die mich sehr treffen können. Auch wenn es zum Entwicklungsprozess der Jugendlichen dazu gehört, tut es mir weh und ich antworte oder handle emotional. Auch dabei fliegen dann hier die Fetzen und es wird mal laut.
Wieso sind wir oft nicht ehrlich mit uns selbst?
Natürlich erzählen wir unsere Gedanken oder Alltagsprobleme nicht einfach ehrlich Jedem der fragt. Schon gar nicht im Supermarkt in der Obstabteilung. Doch wenn ich darüber einmal nachdenke, frage ich mich: „Wieso eigentlich nicht?“
Denn wenn ich genau darüber nachdenke gibt es viele Gespräche im Supermarkt. Letztens habe ich noch eins mitbekommen. Doch da ging es NICHT um die eigenen Probleme, sondern um das schlechte Wetter oder die Politikunzufriedenheit dieser Person.
Das ist natürlich etwas anderes, denn da geht es nicht so tief und nicht um dich selbst.
Manchmal brauchen wir einfach ein Gegenüber, das sich die Probleme anhört. Nur wird es ab dem Moment schwierig, wenn wir im Problem bleiben und nur darüber sprechen, wie es entstanden ist. Wir uns ständig fragen:
„Warum bin ich so? oder Warum ist mein Kind, Partner, Kollege oder Kollegin so?“ „Warum sind die anderen so… DUMM?“ usw.
Die Bedeutung von Selbstreflexion und Ehrlichkeit
Weißt du ab wann sich bei mir etwas verändert hat? Als ich angefangen habe ehrlich in mich hineinzuhören. Mich zu fragen, wie ich mich denn wirklich fühle? Als ich begonnen habe an vielen Stellen radikal ehrlich zu mir zu sein.
Natürlich gelingt es mir nicht an allen Stellen im Leben. Ich bin ja auch ein Mensch mit allen Emotionen, Erfahrungen und inneren Glaubensmustern. Ich handle, wie alle Menschen aus meinen erlernten Mustern heraus. Doch an einigen Stellen habe ich angefangen mich zu fragen: Was hat das mit mir zu tun? Wieso fühle ich mich so wütend, wenn mir jemand sagt, dass ich naiv gehandelt habe? Wieso verletzt es mich, wenn mich jemand kritisiert für eine getroffene Entscheidung als Mutter?
Sich hier ehrlich zu antworten, bedeutet sich verletzlich zu machen.
Ich bin jetzt mal ehrlich zu dir.
Ich war verletzt, dass mir jemand sagte „Du warst ganz schön naiv!“, weil ich mir selbst eingestehen musste, dass ich es war. Das ich Fehler gemacht habe, die mich teuer zu stehen kommen. Ich habe mich dafür verachtet, dass ich so denke, weil ich zeitgleich doch immer sage: FEHELR sind HELFER und sie zeigen uns den Weg aus einer Sache heraus. Leichter gesagt, als ehrlich zu sich zu sein und das zu fühlen.
Wenn mich dann noch jemand für eine Entscheidung als Mutter kritisiert, fühle ich mich angegriffen als Mutter versagt zu haben. Das kann ich doch nicht auf mir sitzen lassen! Ich versage nicht und doch tun wir es so oft. Falsche Entscheidungen treffen, uns falsch verhalten und uns dafür verurteilen. Weil sich das nur nicht gut anfühlt, verteidigen wir oft diese Entscheidungen oder das Verhalten.
Kennst du dann auch diese trotzige Reaktion, wenn di jemand helfen will: Habe ich ALLES schon ausprobiert und hat ALLES NICHT geholfen!!!
So habe ich oft reagiert, anstatt über mich und meine Entscheidungen nachzudenken. Die Reaktion hat zumindest nicht weh getan, sondern war einfacher und „gut auszuhalten“.
Was mir immer wieder hilft, wenn ich mal wieder in diese Falle tappe?
Das erkennen und bewusst machen ist der 1. Schritt zur Veränderung. Natürlich auch dass wir eine Veränderung haben wollen. Ich bin losgezogen und bin an vielen Stellen einfach ehrlich zu mir. Danach hat sich vieles hier in unserer Familie zum positiven verändert. Ich bin immer gelassener geworden und habe gelernt meine Grenzen zu erkennen und zu wahren. Ehrlich mit mir zu sein und mir Unterstützung zu holen, wenn ich selbst nicht weiter komme.
Das kann ein Gespräch mit einer Freundin sein oder auch mit einem anderen liebenden Menschen. Natürlich auch ein Gespräch mit einer außenstehenden Person, die mich nicht so gut kennt, die das ganze etwas neutraler sehen kann.
Das mache ich zum Beispiel im Coaching. Ich höre dir zu und stelle Fragen. zum einen, damit ich ein Bild in meinem Kopf von der Situation bekommen und zum anderen sind die Fragen für dich, um auf neue Gedanken zu kommen.
Wenn dich also dann eine Frage im inneren tief berührt, dann darfst du anfangen genau dahin zu fühlen und zu hören. Denn so veränderst du etwas. Durch neue Fragen und andere Antworten entstehen neue Gefühle und Sichtweisen auf deine Probleme. Lösungen kommen nicht, wenn du nur über das Problem sprichst und zu erklären versuchst, wieso deine Handlung die richtige war und dein Gegenüber ein Problem hat.
Wenn du perfekt wärst, gäbe es keine Probleme und wenn du bis hierhin gelesen hast, dann sage ich dir noch:
Perfekt sein zu wollen ist nur wieder die Angst davor, etwas falsch zu machen. Denn was genau bedeutet denn perfekt? Wer sagt und bestimmt denn wann es perfekt ist?
Jetzt also meine Frage an dich: Wie geht es dir gerade wirklich?
Schreib mir gerne deine Gedanken dazu.